Veröffentlicht am
July 4, 2025
Aktualisiert am
July 14, 2025
Wie weibliche Hormone die Ergebnisse von Bluttests beeinflussen
Weibliche Hormone befinden sich ständig im Wandel – doch wusstest du, dass sie auch deine Blutwerte beeinflussen können?

Bluttests messen sogenannte Biomarker – also messbare Werte wie Cholesterin- oder Glukosespiegel, die zeigen, wie gut bestimmte Funktionen im Körper arbeiten.
Das hilft dabei, die eigene Gesundheit im Blick zu behalten, Krankheiten vorzubeugen und die Auswirkungen des Lebensstils besser zu verstehen.
Ein Bereich, in dem Biomarker bereits eine wichtige Rolle spielen, ist die personalisierte Medizin. Dieser moderne Gesundheitsansatz ist besonders für Frauen entscheidend. Denn viele Studien und klinische Tests, auf deren Grundlage heutige Behandlungen entwickelt wurden, basierten hauptsächlich auf männlichen Teilnehmern. Ob diese Behandlungen wirklich gut auf den weiblichen Körper abgestimmt sind, ist deshalb nicht immer klar. Nur ein personalisierter Blick auf den eigenen Körper schafft hier echte Klarheit.
Um die weibliche Gesundheit besser zu verstehen, ist es wichtig zu wissen: Manche Blutwerte unterscheiden sich je nach Geschlecht – nicht nur in den sogenannten Referenzwerten, sondern auch, weil weibliche Hormone bestimmte Blutwerte direkt beeinflussen können. Studien zeigen: Die natürlichen Hormonschwankungen im Menstruationszyklus wirken sich unter anderem auf Biomarker wie Eisen, Blutfette, Schilddrüsenhormone, Insulin oder Blutzucker aus.
Dieser Artikel soll Frauen unterstützen, informieren und ihnen helfen – unabhängig davon, wie sie sich identifizieren. Uns ist bewusst, dass Geschlecht und Gender Spektren sind und dass die Beziehung zum eigenen Körper für jede Person sehr individuell ist. Aus Gründen der Lesbarkeit und Klarheit verwenden wir in diesem Artikel die Begriffe „weiblich“ und „männlich“ in Bezug auf das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht.
Wie dein Menstruationszyklus funktioniert
Dein Menstruationszyklus beeinflusst viele Prozesse in deinem Körper. Im Verlauf des Zyklus schwanken deine Hormonspiegel – das wirkt sich auch auf die Ergebnisse von Bluttests aus. Um zu verstehen, wie genau, ist es hilfreich, den Ablauf deines Zyklus zu kennen.
Die vier Phasen des Menstruationszyklus
Dein Menstruationszyklus besteht aus vier Phasen:
- Menstruation:
Während der Menstruation wird die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen und verlässt deinen Körper über die Vagina. - Follikelphase:
Diese Phase beginnt am ersten Tag deiner Periode und endet mit dem Beginn des Eisprungs. Währenddessen sendet dein Gehirn ein Signal an die Hypophyse, das die Ausschüttung des follikelstimulierenden Hormons (FSH) auslöst. Dieses Hormon regt die Eierstöcke an, kleine Follikel zu bilden – jeder mit einer unreifen Eizelle. Eine dieser Eizellen reift weiter heran. - Ovulation (Eisprung):
Die während der Follikelphase gereifte Eizelle wird nun durch den Einfluss des luteinisierenden Hormons (LH) aus dem Eierstock freigesetzt. - Lutealphase:
Nach dem Eisprung verwandelt sich der Follikel in den sogenannten Gelbkörper (Corpus luteum). Dieser produziert das Hormon Progesteron, das dafür sorgt, dass die Gebärmutterschleimhaut dick bleibt und sich auf eine mögliche Einnistung vorbereitet. In dieser Phase treten häufig PMS-Symptome auf – z. B. Stimmungsschwankungen, Blähungen, Kopfschmerzen, empfindliche Brüste oder Heißhunger.
Wenn es zu keiner Befruchtung kommt, wird die Eizelle vom Körper abgebaut, die Spiegel von Östrogen und Progesteron sinken – und der Zyklus beginnt von vorn.
Eine aktuelle Studie kam zu dem Schluss, dass eine Blutabnahme am Nachmittag statt am Morgen möglicherweise in 50 % der Fälle zu einer übersehenen Diagnose von Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führen kann.
Dein Zyklus und die Ergebnisse von Bluttests
Während deines Menstruationszyklus werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten Hormone ausgeschüttet – das beeinflusst, wie dein Körper auf bestimmte Dinge reagiert. Dadurch können sich auch Konzentrationen bestimmter Mikronährstoffe in deinem Blut verändern, etwa Eisen, Magnesium oder Zink.
Eisen
Frauen mit starker Menstruation neigen oft zu niedrigeren Eisenwerten. Wenn du häufig große Blutklumpen verlierst, mehrmals täglich deine Menstruationsprodukte wechseln musst oder sogar mehrere gleichzeitig brauchst, hast du vermutlich starke Blutungen.
Keine Sorge – starke Perioden sind in der Regel unbedenklich, solange sie regelmäßig und nicht plötzlich stärker werden. Trotzdem können sie deine Eisenwerte beeinflussen. Laut einer Studie, die sich auf frühere WHO-Daten bezieht, verlieren etwa 10 % der menstruierenden Frauen täglich rund 1,4 Milligramm Eisen während ihrer Periode.
Im selben Bericht schätzt die WHO, dass während einer durchschnittlichen Periode rund 80 ml Blut verloren gehen. Machst du also während oder kurz nach deiner Periode einen Bluttest, könnten deine Eisenwerte niedriger ausfallen. Ein dauerhaft niedriger Eisenspiegel kann zu Eisenmangelanämie führen – mit Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Schwindel.
Wenn du solche Symptome bemerkst, solltest du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt sprechen. Sie oder er wird wahrscheinlich eine Blutuntersuchung veranlassen, um andere Ursachen auszuschließen. Wenn keine anderen Ursachen gefunden werden, kann ein Eisenpräparat empfohlen werden.
Du kannst auch durch deine Ernährung gegensteuern – mit eisenreichen Lebensmitteln wie rotem Fleisch oder Hülsenfrüchten. Wichtige Biomarker zur Bestimmung deines Eisenstatus sind unter anderem: Serumferritin (SF), Hämoglobin (Hb), Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR)
- Wichtig zu wissen:
Deine Eisenwerte sind während der Periode oft niedriger – vor allem bei starker Blutung. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass du an einem Eisenmangel leidest.
- Eisenhaltige Lebensmittel:
Rotes Fleisch, Leber, Nüsse und Hülsenfrüchte sind besonders reich an Eisen.
Lipide
Lipide sind Fette, die in deinem Körper viele wichtige Aufgaben übernehmen: Sie regulieren deine Körpertemperatur, sind an der Hormonproduktion beteiligt, speichern Energie und unterstützen die Verdauung. Außerdem sind sie ein wesentlicher Bestandteil deiner Körperzellen. Zu den Lipiden zählen unter anderem Cholesterin (HDL- und LDL-Cholesterin), Phospholipide und Triglyzeride.
Deine Lipidwerte schwanken im Laufe deines Menstruationszyklus – vor allem aufgrund der wechselnden Östrogenspiegel. Studien zeigen, dass dein Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin während der Follikelphase am höchsten sind.
In der Lutealphase beginnen diese Werte zu sinken. Mit dem Eisprung steigen hingegen die HDL-Cholesterinwerte an und erreichen am Tag des Eisprungs ihren Höhepunkt. Diese natürlichen Schwankungen machen deutlich: Der Zeitpunkt deines Zyklus sollte bei der Bestimmung deiner Cholesterinwerte berücksichtigt werden.
Wichtig zu wissen:
Deine Lipidwerte können im Verlauf deines Menstruationszyklus variieren.
Fettreiche Lebensmittel:
Setze bei deiner Ernährung auf gesunde Fette – also Lebensmittel mit vielen ungesättigten Fettsäuren. Dazu gehören:
- Avocados
- Lachs
- Thunfisch
- Nüsse
- Eier
- Dunkle Schokolade
Vitamin D
Dein Körper benötigt Vitamin D, um die Knochengesundheit zu erhalten, das Immunsystem zu regulieren und die Muskelfunktion zu unterstützen. Schätzungen zufolge hat bis zu 50 % der Weltbevölkerung einen Vitamin-D-Mangel. Auch dein Zyklus beeinflusst deinen Vitamin-D-Spiegel: Studien zeigen, dass der Vitamin-D-Spiegel während der Menstruation am höchsten ist. Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel ist besonders häufig bei Frauen mit PCOS oder anderen hormonellen Störungen, die zu unregelmäßigen Zyklen führen.
Neuere Forschungsergebnisse zeigen zudem einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und häufigen Menstruationsbeschwerden. Daher wird vermutet, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D zur Zyklusregulation und Gewichtsregulierung beitragen kann. In der Lutealphase sinkt der Vitamin-D-Spiegel deutlich – möglicherweise steht das im Zusammenhang mit PMS-Symptomen. Ein gesunder Vitamin-D-Spiegel kann helfen, PMS-Beschwerden vorzubeugen. Auch in den Wechseljahren lässt der Vitamin-D-Spiegel häufig nach.
- Wichtig zu wissen:
Ein Mangel an Vitamin D kann mit Menstruationsbeschwerden zusammenhängen. Nahrungsergänzungsmittel können unter Umständen helfen – nach ärztlicher Rücksprache.
- Vitamin-D-haltige Lebensmittel:
Eigelb, Lachs, Leber und rotes Fleisch enthalten Vitamin D – allerdings meist in nur geringen Mengen. Wer einen Mangel vermutet, sollte über Supplemente nachdenken und dies ärztlich abklären lassen.
C-reaktives Protein (CRP)
CRP ist ein Biomarker, der zur Erkennung von Entzündungen und Infektionskrankheiten verwendet wird. Er kann auch Hinweise auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen geben. Bei Frauen ist die Auswertung allerdings nicht ganz so eindeutig. Während deiner Periode ist dein CRP-Wert deutlich höher als in anderen Zyklusphasen. Ein CRP-Test in dieser Phase kann daher zu verzerrten Ergebnissen führen, die ein höheres Entzündungsniveau vermuten lassen, als tatsächlich vorhanden ist. Auch hormonelle Verhütung, Bluthochdruck und ein hoher "body-mass-index" (BMI) können den CRP-Wert zusätzlich beeinflussen.
- Wichtig zu wissen:
Während der Periode sind CRP-Werte am höchsten. Ein Test in dieser Zeit kann zu einer Überschätzung führen.
- Entzündungshemmende Lebensmittel:
Olivenöl, Walnüsse, Beeren und fetter Fisch können helfen, den CRP-Wert zu senken.
Magnesium- und Zinkmangel
Zink und Magnesium sind essenzielle Spurenelemente, die eine wichtige Rolle bei der Energiegewinnung, Immunabwehr und kognitiven Leistungsfähigkeit spielen. Während der Periode und in der Lutealphase des Zyklus sinken Zink- und Magnesiumwerte nachweislich. Frauen haben in dieser Zeit ein höheres Risiko für entsprechende Mängel. Um dem vorzubeugen, solltest du gerade in dieser Phase auf eine Ernährung mit zink- und magnesiumreichen Lebensmitteln achten – zum Beispiel grünes Blattgemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse.
- Wichtig zu wissen:
In der Luteal- und frühen Follikelphase treten häufig niedrige Magnesium- und Zinkwerte auf. Nahrungsergänzungsmittel oder eine gezielte Ernährung können helfen, einem Mangel vorzubeugen.
- Lebensmittel:
Besonders reich an Zink und Magnesium sind Meeresfrüchte, Kürbiskerne, grünes Blattgemüse, Bohnen, Nüsse und Vollkornprodukte.
Insulinsensitivität und Blutzucker
Studien zeigen, dass sich die Insulinsensitivität im Verlauf des Menstruationszyklus verändern kann. Leider wird der Zyklus in der Forschung zu Insulinresistenz und deren Behandlung oft nicht berücksichtigt.
Besonders Frauen mit PMS erleben häufiger Schwankungen in ihrer Insulinsensitivität. Eine Studie verglich den Blutzucker- und Insulinspiegel von Frauen mit und ohne PMS und fand heraus: In der Lutealphase wiesen Frauen mit PMS niedrigere Blutzuckerwerte und weniger Insulinresistenz auf als jene ohne PMS.
- Wichtig zu wissen:
Der Blutzuckerspiegel und die Insulinsensitivität schwanken im Laufe des Zyklus – besonders stark bei Frauen mit PMS.
- Lebensmittel für stabile Blutzuckerwerte:
Karotten, Gurken, Vollkornreis, Lachs und Haferflocken können helfen, die Insulinsensitivität zu verbessern.
Schilddrüsenhormone
Schilddrüsenhormone sind wichtige Marker zur Diagnose von endokrinen Erkrankungen, wie Hypo- oder Hyperthyreose sowie Schilddrüsenentzündungen. Zu den relevanten Hormonen gehören das TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin). TSH wird in der Hypophyse gebildet und regt die Produktion von T3 und T4 an. Laut dem US-Gesundheitsministerium können zu hohe oder zu niedrige Schilddrüsenhormonwerte zu sehr leichten, sehr starken oder unregelmäßigen Menstruationsblutungen führen.
In der Frühschwangerschaft steigen T3- und T4-Werte, während TSH sinkt. Diese Werte normalisieren sich meist im zweiten Trimester. Frauen sind 5–8 Mal häufiger von Schilddrüsenerkrankungen betroffen als Männer – eine genaue Diagnostik ist deshalb besonders wichtig.
Auch die Tageszeit beeinflusst das Ergebnis: Eine Studie zeigte, dass Schilddrüsenhormonwerte am Nachmittag deutlich niedriger sind als am Morgen. Dadurch kann ein Bluttest am Nachmittag in bis zu 50 % der Fälle zu einer Fehldiagnose von Hypothyreose führen.
- Wichtig zu wissen:
Schilddrüsenhormonwerte schwanken im Zyklusverlauf. Die Messung sollte idealerweise am Morgen erfolgen, um falsche Diagnosen zu vermeiden.
- Lebensmittel zur Unterstützung der Schilddrüsenfunktion:
Eier, gesalzene Nüsse, gerösteter Seetang und jodiertes Salz helfen nachweislich, die Schilddrüse zu unterstützen.
Fazit
- Der Menstruationszyklus beeinflusst Biomarker, da sich durch hormonelle Schwankungen unter anderem Cholesterinwerte, Entzündungsmarker, Glukosetoleranz und Mikronährstoffe verändern können.
- Um aussagekräftige und vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, sollten Bluttests immer zum selben Zeitpunkt im Zyklus durchgeführt werden.
- Blutuntersuchungen sind eine wertvolle Datenquelle für Frauen – sie liefern wichtige Hinweise auf mögliche Erkrankungen und helfen dabei, Prävention, Diagnose und Therapie individuell anzupassen.
- Mit der Zeit zeigen regelmäßige Bluttests Muster und Trends, die dir und deinen Ärzt:innen ein besseres Verständnis deiner Gesundheit ermöglichen.
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